Ave, mihi nomen est… Sedecim annos natus sum…

Für gewöhnlich denkt man beim Fach Latein nicht an Schülerbegegnungen über den Unterricht hinaus. Das NGL hat erstmals einen Latein-Austausch organisiert und im Februar die Partnerschule im italienischen Vercelli (Piemont) besucht.

Unter dem Motto „E castris urbs fit“ (Vom Legionslager zur Stadt) haben die Teilnehmer sich mit der Sprache und Kultur der Römer beschäftigt. Dazu gehörten persönliche Steckbriefe, Vokabelarbeit und Dialoge in der Fremdsprache sowie die Erkundung von Museen und archäologischen Stätten in Oberitalien. Gleichzeitig lernten die NGL-Schüler den italienischen Alltag in Schule und Familie kennen.

Die Kommunikationssprache war Englisch, doch konnten die deutschen Schüler dank ihrer Lateinkenntnisse – und teils auch aufgrund der Teilnahme an der Italienisch-AG – schnell erste Sätze auf Italienisch anwenden.

Das Projekt dient zum einen dazu, die mehrsprachigen Fähigkeiten zu stärken. „Die Schüler machen sich aber auch bewusst, Bürger in einem vereinten Europa zu sein, und können eine gemeinsame Identität und eine aufgeschlossene Persönlichkeit entwickeln“, so Michael Rüdel, der gemeinsam mit seiner Kollegin Anja Böge das Projekt initiiert und begleitet hat.

Hier folgen in Kürze noch einige Impressionen vom Programm.

Lateinische Dialoge und Kurzfilme

Mit unseren italienischen Austauschpartnern haben wir eine Projektarbeit gemacht. Wir waren immer vier bis sechs Schüler in einer Gruppe, bei der jeder lateinische Texte erhalten hat, die alle etwas mit dem Leben im römischen Militärlager (castra) zu tun hatten. Wir suchten Schlüsselbegriffe im lateinischen Text und übersetzten diese in Deutsch, Englisch und Italienisch. Es war gut gemacht, da wir uns auf diese Weise viel mit unseren italienischen Austauschpartnern ausgetauscht haben. Die Italiener konnten fließend Latein sprechen und übersetzen, obwohl sie erst eineinhalb Jahre Lateinunterricht haben! DAS fand ich sehr erstaunlich. Aus den lateinischen Texten haben wir ein kleines Drehbuch für lateinische Dialoge geschrieben, sodass wir am Freitag vor beeindruckenden Bergen in Aosta kleine Filme drehen konnten. So haben wir mit viel Spaß Latein gelernt.

(Veit)

Vom „castrum“ zur „urbs“: Das Archäologische Museum von Vercelli

Das MAC Museo Archeologico Civico ist eine kleine Einrichtung in der Nähe des Zentrums von Vercelli, allerdings hat es viele Fundstücke zu bieten. Im Museum lässt sich nachvollziehen, wie aus einem Römerlager eine Stadt entstanden ist. Auch wenn das bei Vercelli nicht so geschehen ist, hat man es bei unserem Ausflug nach Aosta gemerkt – die damalige Bauweise beeinflusst die Stadt bis heute. Trotz der geringen Größe des MAC war der Besuch für uns alle sehr aufschlussreich und bereichernd.

(Roko)

Aosta in Antike und Gegenwart

Aosta ist eine kleine Alpenstadt im Nordwesten Italiens, die besonders für ihre Geschichte und ihre schöne Umgebung bekannt ist. Einst war es eine Kolonie der Römer, weshalb sich heute noch viele Dinge aus dieser Zeit dort finden lassen, wie beispielsweise der Augustusbogen oder die sogenannte Porta Pretoria, welche wir dort besichtigten. Eine weitere Besonderheit Aostas ist die Zweisprachigkeit, mit Italienisch und Französisch, was man gut am Rathaus sehen kann, wo ganz groß am Giebel Hôtel de Ville steht und nur ganz weit unten am Gebäude relativ klein Municipio. Der Ausflug nach Aosta war ein sehr schönes Erlebnis bei dem wir viel über die Geschichte des Ortes erfahren haben.

(Lina)

Eindrücke aus…

…Vercelli

Vercelli ist eine kleine, jedoch sehr schöne Stadt in Norditalien. Klasse war das Essen, vor allem das Eis, aber auch die Pizza und andere italienische Gerichte, wie Piadina waren nochmal besser als in Stuttgart. Die Stadt ist geprägt von alten Gebäuden wie ihren mittelalterlichen sieben Türmen, der Visconti-Burg, Barock-Palästen und der großen Piazza Cavour. Und es gibt eine eindrucksvolle religiöse Architektur. So zum Beispiel die innerhalb von zwanzig Jahren und daher sehr einheitlich wirkende Klosterkirche Sant’Andrea mit ihrer beeindruckenden Fassade oder San Cristoforo mit ihren Renaissance-Fresken. Oder die 1878 eingeweihte Synagoge im orientalisierenden Stil. Außerdem war es interessant zu sehen, wie die verschiedenen Kulturen im Einklang miteinander gelebt hatten, da die Stadt einen langen historischen Hintergrund hat.

(Claire)

… einer italienischen Schule

Die Lehrer und Schüler in der Schule waren sehr zuvorkommend und haben uns herzlich willkommen geheißen. Es gab viele Unterschiede zur deutschen Schule, wie zum Beispiel die Notengebung, die nicht wie in Deutschland von 1 bis 6 geht, sondern von 10 bis 1. Man konnte die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten schnell erkennen. Zum einem gab es zwar nur eine Zehn-Minuten-Pause, aber trotzdem waren die Fächer sehr ähnlich und es gab nur einzelne Unterschiede, was die Fächer betraf.

(Summer)

… aus meiner italienischen Gastfamilie

Was soll ich sagen – die italienische Gastfreundschaft ist einzigartig: Auf der einen Seite durfte ich eine tiefe Freundlich- und Herzlichkeit, die seinesgleichen sucht, erleben. Ich durfte ein Harmoniebedürfnis der Gastfamilie zu mir als Gastschüler verspüren, das sich unter anderem im tiefen Interesse für mein Leben und für meine Familie äußerte und in vielen Gesprächen bis tief in die Nacht endete. Nicht zu vergessen, das fantastische italienische Essen, das auf der einen Seite so simpel scheint, andererseits aber doch geschmacklich brilliert.

Auf der anderen Seite gab es aber auch eine für mich ungewohnte ständige Dauerbeschallung durch den Fernseher beim Abendessen. Einmal, als ich nach einem langen Tag mit meiner Gastfamilie am Esstisch saß, ist mir klar geworden, wie viel anstrengender Kommunikation in einem ungewohnten Umfeld ist.

Meine italienische Gastfamilie, die alles mit Hand und Fuß und voller Lebensfreude macht – sie ist mir wirklich ans Herz gewachsen.

All diese so verschiedenen Seiten durften wir neun deutschen Schüler in einer Woche Vercelli mit vielen schönen Ausflügen, mit gemeinsamen Kinoabenden und sehr viel Kaffee erleben.

(Jonathan)

… von einer Zugreise durch drei Länder

Zu jeder Reise gehört dazu, dass man eine lange Fahrt auf sich nehmen muss um an sein Ziel zu kommen. Nach ungefähr zehn Stunden, viermal umsteigen sind wir mit dem Zug in Vercelli angekommen. Die Reise mit dem Zug war zwar sehr lange, anstrengend und öfters überfüllt. Aber man konnte die vorbeiziehenden Landschaften bewundern, sich unterhalten oder Musik hören. In den Bahnhöfen, in denen wir umgestiegen sind konnte man sich teilweise eine sehr schöne Architektur anschauen. Andere Male mussten wir aber auch zu Anschlusszügen rennen. Alles in allem war es eine sehr lange aber auch sehr schöne Fahrt.

(Florentine)

Und hier einige Stimmen der Teilnehmer:

„Ich habe mich sehr gut verstanden mit den anderen Schülern und mich sehr gut aufgenommen gefühlt. Der Tag in Turin war sehr schön.“

(Claire)

„Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, die verschiedenen Musikgeschmäcker von italienischer und deutscher Musik zu mischen und sich gegenseitig Musik zu zeigen.“

(Lotta)

„Ich war sehr überrascht, dass es geklappt hat, lateinische Dialoge zu schreiben und diese dann auch vorzuführen.“

(Florentine)

„Ich war in einer sehr netten Familie, in der es mir sehr gefallen hat. Und auch meine Klasse war echt freundlich.“

(Lina)

„Es ist super interessant, wie unterschiedlich das italienische und das deutsche Schulsystem sind. Oder auch wie verschieden Gastfreundschaft sein kann. Das hat meinen Horizont erweitert.“

(Jonathan)

„Ich habe mich sehr wohlgefühlt, weil ich so schön aufgenommen wurde und das Essen so lecker war.“

(Summer)

„Besonders interessant waren für mich die kleinen Unterschiede im Alltag. Ein weiterer Höhepunkt war der Ausflug nach Mailand.“

(Anuschka)

„Total schön war die italienische Gastfreundschaft. Ich habe wieder gemerkt, wie schön es ist, in Italien zu sein und so toll aufgenommen zu werden. Das war eine ganz tolle Woche.

(Frau Böge)

„Innerhalb kürzester Zeit ist wirklich eine besondere Verbindung entstanden: Zwischen den Schülern aus Italien und Deutschland, aber auch zwischen den Lehrern der beiden Schulen.“

(Herr Rüdel)

Der Gegenbesuch in Deutschland findet im März statt.

Mehr Informationen zum Latein-Austausch am NGL gibt es hier.

 

Gefördert von:

Wir danken der großzügigen Förderung der Landesstiftung Humanismus heute.

 

25.02.2024/Rd