Einmal Samara und zurück
Eindrücke von unserem Russlandaustausch

Vom 16. bis zum 29. September 2018 hatten wir die einmalige Chance, in einer Gruppe von 12 Schülern an einem Austausch mit dem Gymnasium Nr. 4 in Samara teilzunehmen. Zusätzlich bot sich die Möglichkeit, die ersten drei Tage in Moskau zu verbringen und die riesige zauberhafte Stadt zu besichtigen.

Ausgeschlafen und gut gelaunt trafen wir uns am Samstag, den 16. September, vormittags am Flughafen Stuttgart. Bei einigen war die Aufregung groß, wurde aber von unendlicher Vorfreude überdeckt. Der dreistündige Flug war der perfekte Start für eine spannende Reise ins größte Land der Welt.

Schon als wir landeten, herrschte eine super Stimmung, die auch während einer wilden Busfahrt durch die chaotischen lebhaften Straßen Moskaus zum Hotel „Kosmos“ anhielt. Dort angekommen bezogen wir unsere Zimmer: Im 22. Stockwerk mit einem wahnsinnigen Ausblick auf die Stadt.

Am nächsten Morgen machten wir uns mit der Metro auf den Weg ins Zentrum. Die Tickets mussten sich alle Schüler selbst kaufen, was eine erste Herausforderung für alle Nicht-Muttersprachler war. Nachdem wir bei einer Bank Geld gewechselt hatten (mit Euro kommt man hier nicht so weit), ging es zum Roten Platz, wo das Herz der russischen Hauptstadt schlägt. Kaum hatten wir das Auferstehungs-Tor durchquert, begannen wir staunend und begeistert alles zu fotografieren, was wir sahen. Zur Rechten erhob sich die Fassade des GUM, des dreistöckigen zentralen Kaufhauses, das von innen noch beeindruckender war, als von außen. Am südlichen Ende des Platzes stand die St. Basilius-Kathedrale – das wohl bekannteste Beispiel russischer Kirchenbaukunst, auf der anderen Seite das historische Museum. Abends ließen wir den ereignisreichen Tag auf dem Arbat ausklingen und aßen alle zusammen abend.

Am Sonntag hatten wir dann noch Zeit für einen Abstecher zum Kreml, der sich, obwohl das Wetter nicht ganz so gut mitspielte wie am Vortag, wirklich gelohnt hat. Praktischerweise wurden wir auf unserer Reise von einem Geschichtslehrer und einer Russischlehrerin begleitet, die uns mit ausreichend Informationen über die Sehenswürdigkeiten Moskaus versorgten. Eine Führung durch die Uspenski-Kathedrale war also gar nicht notwendig. Ein weiteres Spektakel, das wir nach einigen missglückten Versuchen mit anschauen durften, war der Wachwechsel vor dem Kreml, der uns in Erstaunen versetzte und gleichzeitig zum Lachen brachte.

Am späten Nachmittag fuhr dann schon der Nachtzug nach Samara ab und unsere Zeit in der russischen Hauptstadt war leider vorbei. Obwohl wir 13 Stunden unterwegs waren, war die Zugfahrt keinesfalls langweilig (Die ein oder anderen hatten es vielleicht ein bisschen eng, weil sie sich eines der schmalen Betten teilen wollten, aber letztendlich haben wir eh nicht so viel geschlafen).

 

Am nächsten Morgen wurden wir von unseren Austauschschülern und deren Eltern schon sehnsüchtig am Bahnhof in Samara erwartet und die Freude des Wiedersehens war in den meisten Fällen groß. Nach einem ausgiebigen gastfreundlichen Empfang im Gymnasium Nr. 4, bei dem uns Berge an russischen Spezialitäten angeboten wurden, hatten wir Freizeit und der erste Tag in Samara konnte beginnen.

In den nächsten zehn Tagen hatten wir nachmittags Zeit, die unterschiedlichsten Sachen einzeln mit den Austauschschülern oder in Gruppen zu erleben. Schon am ersten Tag entdeckten wir unsere Liebe zu den сырки (einer Art Riegel aus Quark und Schokolade) von denen wir uns quasi hätten ernähren können.

Unter der Woche fanden wie auch schon in Deutschland von morgens bis mittags Theaterproben für das Stück „Bin ich (Demokrat)?“ statt, die von einem Regisseur und einem Schauspieler geleitet wurden. Dadurch bekamen wir viele Eindrücke in ihre Arbeit und konnten einige Erfahrungen sammeln, auch wenn die Proben uns manchmal ebenso wie Regisseur und Schauspieler die letzten Nerven kosteten. Am Freitag, den 27. September, fand die erfolgreiche erste Aufführung unseres Theaterstückes im Gymnasium Nr. 4 statt, einen Tag darauf im Kunstmuseum Samara.

Außerhalb der Proben unternahmen wir beispielsweise eine Bootsfahrt auf der Wolga, gingen zu einem Fußballspiel ins Stadion oder schauten uns einen Film im Kino an. (Wir fragen uns immer noch, wie es der achtjährige Junge hinter uns in einen Film ab 18 geschafft hat…)

Ein anderer Programm-Punkt war eine interessante Stadtführung durch Samara in Form einer Rallye, die viele schwierige Fragen über die Gebäude der Innenstadt, aber auch ein paar spaßhaftete Bemerkungen beinhaltete.

Über das Wochenende fuhren wir in eine Art Jugendherberge, ins „Ferienhaus Kosmos 2“. Dort verbrachten wir den ersten Tag mit dem ganzen Gymnasium Nr. 4, abends waren wir unter uns. Wir saßen alle zusammen am Lagerfeuer und sangen russische Lieder, sofern wir dazu in der Lage waren, und spielten „Mafia“ –die russische Version von „Werwolf“.

Unbedingt zu erwähnen ist auch der Ausflug in den Active-Time-Park, wo wir nicht nur mit Übungsgewehren auf Zielscheiben schießen durften, sondern unter anderem kopfüber an einen Baum gehängt und in Schwung gebracht wurden, was sich tatsächlich genauso verrückt anhört wie es ist.

 

Mit den beiden Aufführungen wurde uns bewusst, dass sich unsere Zeit in Russland dem Ende zuneigte. Es war für uns alle eine unvergessliche Zeit gewesen, in der wir nicht nur einen Teil des Landes, sondern auch einige wundervolle Menschen kennenlernen durften. Der Abschied war schwer und es flossen sogar einige Tränen. Innerhalb der zwei Wochen hatte sich aus einem Haufen Schüler eine Gruppe geformt und uns alle näher zusammengebracht. Natürlich freuten sich alle auf Zuhause, auf der anderen Seite war uns klar, dass nun einer der wichtigsten Abschnitte unserer Schulzeit geendet hatte. Vermutlich hatten wir mehr über das Leben in Samara gelernt, als in jedem Russisch-Buch stehen konnte, und jede Chance genutzt, etwas Neues auszuprobieren. An dieser Stelle möchten wir nochmal unsren Lehrern Frau Müller und Herr Groll danken, ohne die die Reise nicht möglich gewesen wäre.

 

Kara Bürgstein (10d) und Anna-Maja Stumpp (10b)

 

Das bereits im Juli in Stuttgart einstudierte Theaterstück „…also bin ich (Demokrat)!“ des Berliner Autors und Regisseur Ahmed Gad Elkarim wurde in Kooperation mit dem Renitenz-Theater Stuttgart und dessen Intendanten und Schauspieler Sebastian Weingarten an unserer Samarer Partnerschule, dem Gymnasium Nr. 4, und im Kunstmuseum Samara gleich zwei Mal zur Aufführung gebracht.

Unser Dank gilt an dieser Stelle all denjenigen, die unser Projekt in Samara ermöglicht haben: Unseren Eltern, der Schulleitung und dem Kollegium des Neuen-Gymnasiums Leibniz, der Schulleitung, den Kolleginnen und den Eltern des Gymnasiums Nr. 4, die uns so herzlich empfangen haben, dem Renitenz-Theater Stuttgart mit all seinen fleißigen HelferInnen im Hintergrund, Sebastian Weingarten und Ahmed Gad Elkarim für die professionelle Theaterarbeit, den Stadtverwaltungen Stuttgart und Samara sowie dem Land Baden-Württemberg, der Stiftung DRJA, dem Deutschen Zentrum Samara und dem Kunstmuseum Samara für ihre Unterstützung und Förderung unseres Projekts.