Schüler auf Drittortbegegnung
Von den Weltkriegen zur Europäischen Einigung

Zum zweiten Mal haben das Neue Gymnasium Leibniz und das Gymnase Jean Sturm deutsche und französische Schüler zu einer Drittortbegegnung im Elsass zusammengebracht. Vier Tage lang setzen sich die NGL-Schüler und ihre Austauschpartner des Straßburger Gymnasiums an historisch und politisch bedeutsamen Orten mit der Geschichte Deutschlands und Frankreichs auseinander.

Der Bogen spannte sich von der deutsch-französischen Gedenkstätte des Hartmannsweilerkopfs, dessen Schlachtfeld und Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg die Schüler besichtigten, über das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof bis hin zum Straßburger Europaviertel, wo sie in der Bildungsstätte Lieu d’Europe und bei einer Rallye auf vielfältige Art die Europäische Union entdecken konnten.

Neben der großen Geschichte hatten die jungen Franzosen und Deutschen auch Zeit, um sich gegenseitig näher kennenzulernen. An ihrem Ausgangspunkt in den Vogesen im Tal von Xonrupt betätigten sie sich sportlich und spielerisch, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen und neue Freundschaften zu schließen. Abgerundet hat die Begegnung eine Kanufahrt auf der Ill in Straßburg. Die Stiftung Gedenken und Frieden des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Abteilung Außenbeziehungen der Landeshauptstadt Stuttgart förderten das Projekt. Vorausgegangen war der Drittortbegegnung ein erstes Kennenlernen im März in Stuttgart und ein Kurzaufenthalt in den französischen Gastfamilien in Straßburg.

Der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof war für die Schüler eine besondere Erfahrung. Sie haben aufgeschrieben, was sie besonders beeindruckt hat:

„Ich fand es sehr beeindruckend und schlimm, dass die Gefangenen so schwach waren, dass sie nicht einmal mehr die Treppen hochlaufen konnten, sondern bei jedem Schritt das Bein mit den Armen hochziehen mussten. Ich finde es schrecklich, dass man die Menschen so verhungern lässt, dass sie so kraftlos werden und nicht mal mehr Treppen steigen können, was in diesem KZ eine große Einschränkung ist, da sich dieses in Hanglage befindet. Der Ausflug zum Struthof war sehr eindrucksvoll, spannend und traurig zugleich. Die ganzen Fakten aus den Geschichtsbüchern waren dort zum Greifen nahe. Es war eine sehr tolle Erfahrung.“

Lisa

„Am meisten hat mich der Prügelbock bewegt, weil die Menschen einfach geprügelt wurden und auch wenn sie ohnmächtig wurden, wurde weitergemacht und viele Leute hatten dadurch bleibende Schäden. Die Menschen wurden einfach wie Dinge behandelt.“

Louisa

„Dass die Menschen im Konzentrationslager eine bestimmte Anzahl an Schlägen bekommen haben und wenn sie in Ohnmacht gefallen sind, aufgeweckt wurden und wieder geschlagen wurden, also obwohl es ihnen schon sehr schlecht ging, es ihnen noch schlechter gehen musste, finde ich sehr schlimm. Die Leichen der Menschen wurden mit einer Liege in einen Ofen geschoben und verbrannt, dass erinnerte mich an einen Holzofen mit einem Brotschieber, indem man Brot oder ähnliches backt. Ich finde, dass man hier sieht, dass die Menschen, im Konzentrationslager, nicht wie Menschen, sondern wie wertlose Gegenstände, behandelt wurden.“

Lea

„Es ist grausam, wie die Menschen in den Konzentrationslagern entwürdigt wurden. Sie wurden wie Dinge behandelt und nicht mehr wie Menschen. Die Gefangenen haben gleiche Kleidung bekommen, um Individualität zu vermeiden und sie hatten keine Namen mehr. Sie waren Zahlen. Unfassbar wie man Menschen so etwas antun kann.“

Laura

„Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir der Prügelbock. Zu sehen wie diese Unschuldigen Menschen unmenschlich behandelt wurden ist schrecklich. Auch zu wissen, dass die Henker Freude daran hatten, die eigenen Gefangenen zu zwingen, ihre Kameraden zu prügeln. Der Mensch auf dem Prügelbock muss Quälen erlitten haben, zudem weil immer wieder von vorne angefangen würde, wenn sich dieser verzählt hatte. Das Konzentrationslager Struthof fand ich sehr beeindruckend und eine besondere Erfahrung.“

Isabel

„Mich hat am meisten schockiert wie die Gefangenen behandelt wurden. Ich hätte nicht gedacht, dass ein „Möbelstück“ entwickelt wurde, das nur dafür da war, Menschen zu schlagen und zu demütigen. Auch dass Gefangene so wenig bis gar keine Nahrung am Tag bekommen haben und eher durch Erschöpfung, als von dem Gas in der Gaskammer gestorben sind, hat mich geschockt und traurig gemacht. Dass sie vor Erschöpfung gestorben sind, hat mich aber auch irgendwie überrascht, da ich erwartet hatte, dass sie eher durch das Gas oder den Galgen ums Leben gekommen waren, weil davon häufiger berichtet wird. Während der ganzen Besichtigung habe ich mich immer wieder gefragt, warum und wie die Menschen so grausam sein konnten das anderen Menschen anzutun, nur weil sie nicht so waren, wie sie ihrer Meinung nach sein sollten. Dieser Besuch im Konzentrationslager hat mich einmal mehr daran erinnert, was für ein gutes Leben wir eigentlich führen und dass wir dafür dankbar sein sollten, diese Erfahrungen nie machen zu müssen auf Grund der heutigen Regierungsform.“

Lejla