Geführt durchs Leben – und zu uns ins Klassenzimmer

Im 2. Schulhalbjahr besuchte Frau Anja Schlisske uns, die Klasse 6e, zusammen mit ihrer Blindenführhündin Brenda am NGL. Ein paar Wochen später war sie auch in einer 7. Klasse zu Gast. Sowohl wir als auch die Siebtklässler hatten zuvor das Buch „Behalt das Leben lieb“ von Jaap ter Haar gelesen, in dem ein Junge nach einem Unfall erblindet und lernen muss, mit seinem Schicksal umzugehen.

Frau Schlisske kam in unseren Deutschunterricht, um unsere Fragen zu ihrem Leben mit einer Sehbehinderung zu beantworten. Dabei war sie sehr ehrlich, nett und wirkte stets fröhlich – auf jede unserer mindestens 50 Fragen bekamen wir eine Antwort. Wir erfuhren beispielsweise, dass sie durch eine Herpesinfektion im Jahr 2004 erblindete und nur noch eine sehr schwache Sehkraft von ca. 2 Prozent hat. Nun bekommt sie Hilfe von ihrer Blindenhündin Brenda, die über 40 Kommandos beherrscht und Frau Schlisske überall hinführen kann, dabei aber immer darauf achtet, dass sie sicher ans Ziel gelangen. Mittlerweile ist Brenda schon fast 11 Jahre alt, und beide sind ein sehr gut eingespieltes Team. Wir fanden Brenda alle sehr lustig und süß und freuten uns, dass sie ohne Leine durch unser Klassenzimmer laufen durfte. Brenda ist bereits Frau Schlisskes zweiter Blindenhund – ihr erster Blindenhund hieß Gaio. Die Krankenkasse finanzierte ihr glücklicherweise die Blindenhunde. Solch ein Hund ermöglicht es Frau Schlisske, weiterhin arbeiten zu gehen: Sie arbeitet im Krankenhaus Leonberg als Verwaltungsangestellte. Dort hat sie außerdem zwei Assistenten – einer von ihnen war beim Besuch in unserer Schule auch dabei. Manchmal nutzt Frau Schlisske statt des Hundes auch einen ausklappbaren Langstock, den sogenannten Blindenstock. Auch wir durften den Blindenstock ausprobieren. Es war beängstigend, nichts zu sehen und sich ganz auf den Stock zu verlassen. Vorgestellt wurde uns auch die Braille-Schrift, also die Punktschrift, mit deren Hilfe Menschen mit Sehbeeinträchtigung lesen können. Wir durften zudem durch spezielle Brillen schauen, die verschiedene Augenkrankheiten simulieren. So konnten wir besser nachvollziehen, wie es ist, mit eingeschränktem Sehvermögen zu leben. Diese Erfahrung hat uns sehr nachdenklich gemacht und gezeigt, wie wichtig es ist, Menschen mit Sehbehinderung mit Verständnis und Respekt zu begegnen.

Tipp: Bietet Menschen mit Sehschwächen eure Hilfe an, indem ihr sie freundlich fragt, ob ihr helfen könnt. Fasst bitte zudem nicht ins Auge, wenn ihr eine Herpesinfektion am Mund habt, weil diese auf das Auge übertragen werden kann.

(Klasse 6e)

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