Filmvorführung "Jud Süß" für die K1
Propaganda und Antisemitismus - Beides Themen, welche im Geschichtsunterricht im Rahmen der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands besprochen werden, und die sich trotz des Antisemitismus, den Juden heutzutage wieder vermehrt erfahren müssen, entfernter denn je anfühlen.
Für die Sensibilisierung und Wissensanreicherung haben Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 10 und K1 am Abend des 28. Mai den antisemitischen Vorbehalts- und Propagandafilm ,,Jud Süss“ aus der NS-Zeit in voller Länge angeschaut und behandelt. Dabei begleiteten mehrere Lehrkräfte aus der Fachschaft Geschichte die Einführung sowie die Filmvorstellung und die letztliche Diskussion.
Die historische Filmeinführung wurde von drei Schülerinnen und Schülern aus der K1 übernommen, welche den Sinn hatte, die Vergangenheit der jüdischen Geschichtsfigur Joseph Süsskind Oppenheimer darzustellen. Durch die Einführung wurde ebenfalls gezeigt, wie die Geschichte Joseph Süsskinds als Propagandamittel durch die Nationalsozialisten verfälscht wurde, indem Fakten über sein Leben verdreht und Täter- und Opfer-Rollen getauscht wurden.
Joseph Ben Issachar Süsskind Oppenheimer, geboren im Jahr 1698, war ein deutsch-jüdischer Finanzmakler und Bankier, welcher 1736 als politischer Ratgeber im geheimen Finanzrat für den neugekrönten württembergischen Herzog Karl Alexander arbeitete. Juden hatten zu dieser Zeit keine vollen Bürgerrechte. Joseph Süsskind wurde aber vom Herzog beschützt und reformierte mit ihm die Finanzpolitik zu der Zeit. Viele Maßnahmen Süsskinds wurden jedoch ohne Zustimmung der früheren Landstände umgesetzt und es kam zu starken Spannungen und antisemitischen Abneigungen. Aufgrund dieser Tatsachen versuchte Joseph Süsskind sein Dienst zu beenden, wurde jedoch vom Herzog bedroht, sollte er sein Amt niederlegen. Als der Herzog im Jahr 1737 starb, verlor Süsskind seinen Schutz und wurde fälschlicherweise aufgrund vorgeschobener Gründe wegen ,,Hochverrat, Bestechlichkeit und sexuellen Umgang mit Christinnen“ angeklagt und verhaftet. Er bekam 1738 das Todesurteil und wurde im selben Jahr hingerichtet.
Im Jahr 1940 kam es zur Premiere des Propagandafilms ,,Jud Süss“, in dem Juden und speziell Joseph Süsskinds historische Figur bösartig dargestellt wurden, um Antisemitismus in der Bevölkerung zu schüren und Juden zu entmenschlichen. Um das zu erreichen, werden im Film viele antisemitische Stereotype verwendet, wie z.B. scheinbar dreckiges und ungepflegtes Aussehen jüdischer Menschen und ihre angeblichen Charaktereigenschaften. Sie werden als manipulative, geldgierige und egoistische Wesen dargestellt. Es werden ebenfalls filmische Mittel eingesetzt, um Juden zu entmenschlichen und das Judentum zu diffamieren, beispielsweise der akustische Kontrast zwischen einem angeblich lauten und bestialischen Judentum und dem leisen und besonnenen Christentum. Am Ende des Films wird Joseph Süsskind wegen Hochverrats und Vergewaltigung angeklagt, was jedoch im Gegensatz zu den historischen Tatsachen steht, und wird hingerichtet. Es werden gezielt Fakten über die Geschichte Joseph Süsskinds verdreht und die jüdische Gemeinschaft dämonisiert.
Die antisemitische Darstellung wurde anschließend in einer Diskussion besprochen und behandelt sowie auch die Gegenwärtigkeit des Antisemitismus aufgegriffen. Die Schülerinnen und Schüler konnten aus dieser Veranstaltung darüber viel Wissen mitnehmen, wie Propaganda den Antisemitismus in der Vergangenheit verbreitet hat und wie wir als die heutige Generation mit Propaganda umgehen müssen, indem wir unsere Medienkompetenz nicht nur in schulischen Veranstaltungen benutzen, sondern auch im alltäglichen Leben.
Weitere Informationen zum Film finden Sie hier.
von Adnan Zecevic, K1