Audioführer Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof

Diesen Audioführer zum Besuch des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof haben Schüler der Kursstufe 2 des Neuen Gymnasiums Leibniz, Stuttgart-Feuerbach, im Schuljahr 2020/21 erstellt.

Text: Wenzel Balbach, Vincent Dittner, Alexandros Glavas, Fritz Herkenhoff, Rawan Ibrahim, Paul Klegraf Gracia, Linus Krauss, Amir Mehmedovski, Michael Rüdel

Sprecher: Rawan Ibrahim, Alexandros Glavas, Linus Krauss, Amir Mehmedovski,
Redaktion: Linus Krauss

Aufnahmeleitung: Vincent Dittner

Grafik: Wenzel Balbach, Rawan Ibrahim

Musik- und Tondokumente: Sonnerie aux Morts, 1932, Ministère des Armées, Paris; Todesfuge, Paul Celan, Mohn und Gedächtnis, 1952, Deutsche Verlags-Anstalt, München; Lied der Moorsoldaten, Hanns Esser, Wolfgang Langhoff, Rudi Goguel, 1933, Edition Peters, Leipzig

Pädagogische Begleitung: Simone Mayer-Schlenker, Michael Rüdel

Die Rechte am geschriebenen und gesprochenen Text lieben beim Neuen Gymnasium Leibniz, Klagenfurter Str. 71, 70469 Stuttgart-Feuerbach.

 

Station 1: Das Ziel unserer Fahrt (im Bus)

Station 2: Die Lager im NS-Staat (im Bus)

Station 3: Grenzgänge zwischen Deutschland und Frankreich (im Bus vor der französischen Grenze)

Station 4: Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (im Bus)

 

Station 5: Der Bahnhof Rothau (live zu sprechen vor Ort)
Rothau war der Verladebahnhof des Konzentrationslagers Natzweiler. Tausende Deportierte passierten diesen Ort auf dem Weg in das Lager. André Ragot, ein Zeitzeuge, schreibt, dass an dieser Stelle das „Höllenleben“ begonnen hat: In Rothau wurden die Neuankömmlinge „ausgeladen“ und zu Fuß oder auf Lastwagen in das Lager gebracht. Sie marschierten durch den Wald oder benutzten die von anderen Häftlingen gebaute Straße den Berg hinauf. Während der acht Kilometer langen Strecke mussten sie einen Höhenunterschied von 450 Metern überwinden. Besonders im Winter war dieser Weg durch Schnee, Kälte und Wind beschwerlich.
Gerhard Adam, der 1943 vom KZ Auschwitz nach Natzweiler verlegt wurde und dort medizinische Experimente erleiden musste, berichtet folgendermaßen über die Ankunft am Bahnhof Rothau: „Sechs Monate war ich in Block 5A in Auschwitz. Eines Tages wurden hundert Mann ausgesucht. Es hieß für Aufräumarbeiten in Deutschland. […]. Wir kamen in Viehwaggons […]. Jeweils fünfzig Mann in einem Waggon, auf jeder Seite 25 an den Füßen zusammengebundene Häftlinge. Während der Fahrt konnten wir uns nicht ausstrecken. Es dauerte acht Tage, bis wir […] ankamen. Hat sich während des Transportes einer der Häftlinge bewegt, haben die Posten […] mit dem Gewehrkolben zugeschlagen. Unsere Füße und Hände und der Rücken waren wie abgestorben. Als wir auf dem Bahnhof ankamen, wurden die Waggontüren von den SS-Posten aufgemacht und mit Knüppeln wurden wir aus den Waggons herausgetrieben. Keiner von uns konnte laufen. Sie konnten uns noch so sehr schlagen, es war unmöglich, nur einen Schritt zu gehen, nachdem man acht Tage ohne Bewegungsraum aneinander gefesselt in Viehwaggons transportiert wurde. Die ersten paar hundert Meter konnten wir nur auf allen Vieren krabbeln.“

Station 6: Gasthof Struthof (live zu sprechen vor Ort)
Widersprüchlicher kann die Geschichte dieses Ortes wohl kaum sein. Das Hotel ‚Le Struthof‘ war kein Ort des Verbrechens, des Leids und des Mordes. Im Gegenteil: Eigentlich war es ein Ort der Erholung. Schon seit dem frühen 19. Jahrhundert war die Region um die Ortschaft Natzweiler für Elsässer Touristen ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter konnte man Ski fahren, im Sommer war die damals kargere Landschaft eine beliebte Wanderregion. Für die Touristen wurde daher abseits der Ortschaft Natzweiler das Hotel ‚Le Struthof‘ gebaut. Angrenzend dazu stand auch der Bauernhof der Familie, der das Hotel gehörte. 1940 kam dann der Bruch, und Hotel und Bauernhof wurden zu einer Keimzelle des Verbrechens. Die Gebäude dienten den Nationalsozialisten als Kantine, als Büros, Lager und Werkstätten. Vor dem Bau der Baracken dienten die Anwesen auch zur Unterbringung von Gefangenen. Wie wir später sehen werden, wurde 1943 in diese Gebäude auch eine Gaskammer eingebaut.
Vorab gibt es noch einige wichtige Anweisungen, wie wir uns während des Besuches des Konzentrationslagers zu verhalten haben. Wir bitten euch wirklich, euch daran zu halten. Denn wie gesagt, handelt es sich bei diesem Konzentrationslager um einen Ort des Verbrechens, des Leidens und des Todes. Daher sollte er mit entsprechendem Respekt behandelt werden.
Bitte schweigt und verhaltet euch ruhig.
Bitte raucht nicht, trinkt und esst nichts, sobald wir ankommen.
Bitte kleidet euch angemessen.
Bitte telefoniert nicht und hört keine Musik.
Bitte rennt und tobt nicht und betretet bitte auch nicht den Rasen.
Benehmt euch anständig und seid respektvoll.

Station 7: Die Gaskammer und der Weg zum Lager (live zu sprechen vor Ort)
Bis 1940 war auf diesem Bergplateau außer dem Gasthof fast nichts. Da die SS den Ort aber trotzdem als geeignet zur Erbauung eines Konzentrationslagers befand, wurden die ersten Gefangenen dazu gezwungen, ihr eigenes Lager zu bauen. Die Straße, die wir gleich hochlaufen werden, ist ein Werk dieser Zwangsarbeit.
Diese Arbeit war extrem hart, gerade für die durch Nahrungs- und Schlafmangel geschwächten Gefangenen. Zentnerschwere Steine mussten kilometerweit zur Baustelle gebracht werden; die Bauarbeiten selbst wurden mit primitivsten Werkzeugen durchgeführt. Zudem wurden von den Aufsehern immer wieder unnötige Arbeitsschritte eingestreut, damit geschwächte Gefangene „ausfielen“, also durch die Arbeit zu Tode kamen.
Die Gaskammer, die ihr beim Hinaufsteigen des Weges rechts seht, wurde in einem ehemaligen Ballsaal des Hotels eingerichtet. Anders als etwa in Auschwitz oder Dachau wurde sie weniger für Massenhinrichtungen genutzt, sondern hier wurden vor allem pseudomedizinische Experimente durchgeführt oder einzelne Häftlinge ermordet. Die Leichen der Ermordeten wurden von den Medizinern der nahen Straßburger Universität für ihre Experimente missbraucht. Die Häftlinge wurden zu Versuchsobjekten herabgestuft und entmenschlicht.
Ein besonders perfides Verbrechen war das des Medizinprofessors August Hirt, der 86 eigens für diesen Zweck verschleppte Juden vergasen ließ, um mit deren Überreste seine Schädelsammlung zu „ergänzen“. Die Namen der Opfer befinden sich nun, um ihrer zu gedenken und die Lebenden zu mahnen, an der Außenseite der Tür.

Station 8: Auf dem Fußweg zum Lagertor (Todesfuge)

Station 9: Die Kommandantenvilla

Station 10: Das Dokumentationszentrum

Station 11: Eingangshalle und Wechselausstellungen

Station 12: Die Dauerausstellung im Untergeschoss

Station 13: Natzweiler und die europäische Geschichte

Station 14: Am Tor des Lagers

Station 15: Alltag hinter Stacheldraht

Station 16: Die Krankenstation

Station 17: Die Appell-Plätze

Station 18: Der Steinbruch (Moorsoldaten)

Station 19: Medizinische Experimente in Block 13

Station 20: Krematorium und Aschengrube

Station 21: Arrestbunker

Station 22: Der Galgen

Station 23: ‚Nuit et brouillard‘ – ‚Nacht und Nebel‘

Station 24: Künstler unter den Häftlingen

Station 25: Museumsbaracke

Station 26: Vom Lager zu Nationalfriedhof und Sandgrube

Station 27: Sandgrube

Station 28: Nationalfriedhof (Sonnerie aux Morts)

Station 29: Verantwortung und Erinnerung