Schreibwerkstatt im Literaturhaus – Begegnungen an der Grenze der Slowakei und Tschechiens
Ein Erfahrungsbericht von Antonia Neymann, K1

Dieses Jahr hatten die Schüler der Klassen 9 bis K1 im Rahmen eines Projektes des Literaturhauses die Möglichkeit, bei einer Schreibwerkstatt teilzunehmen. Unter der Leitung des Journalisten Tilman Rau und des Fotografen Yves Noir lernten wir, dass es beim Recherchieren, Schreiben und Fotografieren kein richtig und falsch gibt. Vielmehr bekamen wir Tipps und wurden ermutigt auf unsere eigene Art und Weise kreativ zu werden.

Dazu trafen wir uns im zweiten Schulhalbjahr an einem Wochenende im Literaturhaus. Dort bekamen wir jeden Morgen zunächst die sogenannte Sieben-Minuten-Übung. Wir sollten uns verschiedene, außergewöhnliche Szenarien vorstellen und unsere Gedanken dazu in sieben Minuten aufschreiben. Anschließend bekamen wir die Aufgabe, Fotos passend zu unserem kleinen Text zu machen. Wir produzierten auch Texte zu bestimmten vorgegebenen Themen, Portraits und Reportagen für unser Werkstatt-Magazin. Beispielsweise zogen wir dazu durch die Innenstadt Stuttgarts und suchten nach interessanten Storys. Dabei galt immer: interessant ist, wofür wir uns selber persönlich interessieren. So sprachen wir beispielsweise mit dem Schachspieler vom Schlossplatz. Dadurch lernten wir den Umgang mit fremden Personen in Interviewsituationen. Mittags gingen wir immer zusammen im Restaurant essen und auch tagsüber fehlte es nicht an Snacks und Getränken.

Nicht nur unser traditioneller Schüleraustausch am NGL findet mit der Partnerstadt Brünn statt, sondern auch unser Schreibwerkstatt-Projekt mit dem Literaturhaus wurde an unserer Partnerschule für die tschechischen Schüler durchgeführt. Die Schüler des Křenová-Gymnasiums produzierten ihre Texte genauso wie wir – nämlich auf Deutsch. Die beiden Einführungswochenenden für die Schuler in Brünn und Stuttgart wurden mit einem siebentägigen, gemeinsamen Aufenthalt an der tschechisch-slowakischen Grenze in den Beskiden abgerundet.

Beide Gruppen trafen sich im Hotel Portáš in der Abgeschiedenheit der Berge, direkt an der tschechisch-slowakischen Grenze, nachdem der deutsche Teil der Gruppe zunächst eine Nacht in Brünn verbracht hatte. Neben dem Verfassen der Texte unternahmen wir tagsüber verschiedenste Ausflüge in den Wald, an einen Badesee und zu einem Freilichtmuseum. Dort gab es jeweils ein walachisches Dörfchen und Städtchen mit in der Region ab- und im Museum aufgebauten Gebäuden. Anschließend besuchten wir noch auf einer der höchsten Erhebungen der Beskiden die Statue des Sonnengottes der slawischen Mythologie namens Radegast. Ein weiteres Highlight war der letzte Abend als wir am Lagerfeuer tschechische und deutsche Lieder sangen.

Außer unserem Aufenthalt in den Beskiden verbrachten wir die letzten zwei Tage noch in Brünn und konnten uns zusammen mit den tschechischen Schülern und ihrer Lehrerin Frau Koryčánková, die uns durch die Stadt führten, Brünn ansehen. Hierbei hatten wir unter anderem auch touristische Einblicke und schauten uns die unterirdischen Keller unter dem Krautmarkt und die Festung Špilberk an. Das ganze wurde noch mit einem Schwimmbadbesuch abgerundet, zusammen mit ein paar freiwilligen tschechischen Schülern bei über 30 Grad.

Bezüglich unserer Reportagen, die wir in tschechisch-deutschen Teams anfertigten, recherchierten wir selbstständig. Stets hilfsbereit und jederzeit erreichbar empfingen uns die Experten Yves Noir und Tilman Rau und freuten sich über jedes Foto und jeden Text und konnten uns zudem helfen uns noch zu verbessern. Die Begleitpersonen Herr Rüdel und Frau Koryčánková unterstützen Erwin Krottenthaler, den Leiter des Literaturhauses, und seine Frau Martina Munk bei jeglichen Aufgaben und sorgten dafür, dass sich jeder von uns wohl fühlte und die Zeit genießen konnte. Auch die Kinder der Organisatoren und der Begleitpersonen waren dieses Jahr auch wieder dabei und waren für uns alle ein wichtiger Bestandteil der Gruppe und machten den Aufenthalt noch amüsanter und schöner. Darüber hinaus verstanden wir uns „výborně“ – was ausgezeichnet auf Tschechisch bedeutet – mit den tschechischen Schülern und hatten viel Spaß mit ihnen gemeinsam. Vor allem wenn wir hin und wieder das ein oder andere tschechische Schimpfwort lernen konnten oder als wir alleine mit ihnen abends in Brünn unterwegs waren.

Insgesamt war es eine unvergessliche Zeit, sowohl in Stuttgart, als auch in den Beskiden und in Brünn. Wir werden uns noch sehr lange an das, was wir gelernt und erlebt haben, erinnern und die neu entstandenen Freundschaften mit den Brünner Schülern pflegen. Wir möchten uns bei allen Mithelfenden und auch ganz besonders – für die Koordination des Projektes von Stuttgart aus – bei Frau Rymeš bedanken, die uns diese einmaligen Erfahrungen kostenlos ermöglicht haben. Vielen, vielen Dank und děkuji!

Hier die Webseite des Literaturhauses Stuttgart mit Informationen zu den vergangenen Schreibwerkstätten und auch über das aktuelle Projekt. Darüber hinaus kann man die jetzige und vergangene Ausgaben des Magazins dort lesen.

Zum Bericht über die Schreibwerkstatt 2023 geht es hier.

03.09.2024/Rd