Literatur & Theater
Die Bretter, die die Welt bedeuten... Der Fachbereich Literatur & Theater stellt sich vor

Folgendes Interview (Autor Carsten Gansel) erschien in der November-Ausgabe 2020 von REIHE 1 – Das Monatsmagazin der Staatstheater Stuttgart. Staatsoper Stuttgart, Stuttgarter Ballett, Schauspiel Stuttgart.

Komm, lass uns spielen!

Alle reden über Systemrelevanz. Wir fragen: Wie relevant ist Theater für das System Jugendlicher?

 

Es diskutieren: Marie Bohn und Laura Rodriguez, beide 16 Jahre, besuchen die Abschlussklasse des Neuen Gymnasiums Leibniz in Stuttgart; Dr. Michael Dengler, Lehrer für Deutsch, Geschichte, Literatur und Theater am Neuen Gymnasium Leibniz; Anke Marx, Theaterpädagogin am Schauspiel Stuttgart.

 

Marie, Laura, geht Ihr gern ins Theater?

Laura: Neuerdings schon! Bisher habe ich von Stücken, die wir in der Schule besprochen haben, eher abgefilmte Inszenierungen im Internet angeschaut, um Zeit zu sparen.

Marie: Ich gehe gern und oft. Ich lasse mich für zwei, drei Stunden von einer Inszenierung gefangennehmen, ich verliere mich darin. Das ist ein besonderes Gefühl.

Laura: Zusammen hinfahren, schauen, mit Freunden über das Stück reden. Das ist schön, finde ich auch.

 

Angenommen, die Krise würde ewig dauern und die Theater blieben geschlossen – was würde das für Ihre Schüler bedeuten, Herr Dengler?

Michael Dengler: Eine Horrorvorstellung. Kinder und Jugendliche brauchen kulturelle Bildung. Der Zugang zu Theater, Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen ist notwendig, um sich z. B. in einer demokratischen Gesellschaft zurechtzufinden und mitwirken zu können.

Anke Marx: Sich eine Meinung bilden, eine Plattform finden, sich kreativ ausdrücken – das lernen Heranwachsende durch Kunst und Kultur. In der Schule sitzen und Mathe und Englisch pauken, ist wichtig, reicht aber nicht. Im Theater machen sie sinnlich-ästhetische Erfahrungen.

Dengler: Fünft- und Sechstklässler staunen bei ihren ersten Besuchen, weil eine Vorstellung face to face, im selben Raum, ganz anders wirkt als medial am Bildschirm Da stehen reale Menschen, die schwitzen, gestikulieren, machen Gesichter. Und die Kinder erleben: Die Schauspieler sehen auch mich. Das ist der Mehrwert des Theaters. Wenn sie einen Film oder eine Serie gucken, ist es egal, ob sie dabei essen oder herumlaufen. Im Theater aber etabliert sich eine Beziehung zwischen Zuschauer und Schauspieler.

 

Frau Marx, wie bringen Sie Heranwachsenden das Theater nahe?

Marx: Wir veranstalten zum Beispiel Workshops in Schulen.  Dort schieben wir die Schulbänke beiseite, machen Aufwärmübungen, Theaterspiele und Improvisationen. Als es um Der Wunschpunsch ging, haben die Kinder Figuren gespielt. Sie probierten zu schleichen wie der träge Kater, zu krächzen wie der zerfledderte Rabe. Bei der Aufführung riefen sie dann: „Hey, das haben wir doch ganz anders gemacht“, oder: „Genau!“ So bekommen sie eine intensive Beziehung zum Stück.

 

Marie, Laura, was am Theater findet Ihr spannend?

Marie: Faszinierend fand ich eine Führung hinter den Kulissen: Bühnenbild, Technik, Leute, die das Make-up machen, die das Stück schreiben, die Schauspieler. Hinter der Aufführung steckt so viel Arbeit!

Laura: Ich frage mich seitdem: Aus welchem Material ist wohl die Kulisse? Wie hat die Darstellerin es geschafft, sich so schnell umzuziehen?

Marx: Wunderbar! Das wollen wir erreichen. Junge Menschen sollen Theater hautnah erleben. Mit Handwerkern und Dramaturgen sprechen, sehen, dass Schauspieler keine Superhelden sind, sondern Menschen, die ihren Job machen.

 

Nicht jeder Heranwachsende begeistert sich fürs Theater. Manche Lehrer haben Angst, die Rabauken der Klasse könnten die Vorstellung sprengen. Herr Dengler, was empfehlen Sie solchen Kollegen?

Dengler: Zur Vorbereitung findet man auf der Website des Schauspiels Stuttgart anschauliches Material. Auf Anfrage veranstalten Frau Marx und ihre Kollegen Workshops und Vorgespräche. Und falls es während der Vorstellung laut wird ­– nicht schlimm. Wer johlt oder schreit, hat einen persönlichen Zugang gefunden.

Marx: Bei manchen Schulvorstellungen rockt die Bude, da wackelt der Saal. Und im richtigen Moment wird es wieder leise. Das sind natürliche Reaktionen, die erlaubt sein sollten, auch bei einer Abendvorstellung mit gemischtem Publikum.

 

Als Schulen und Theater wegen Corona schlossen, haben Sie Poetry Slams produziert. Wie kam es dazu?

Marie: Ich habe mich über meinen Kampf mit einer brennenden Pizza ausgelassen …

Laura: … und ich übers Grübeln in Zeiten der Langeweile philosophiert.

Dengler: Die Schüler wollten zu Hause kreativ sein. So entstand die Idee, eigene Texte auf Audiofiles zu sprechen. Toll war, dass das Schauspiel Stuttgart die Stücke auf seine Plattform Open Stage Digital gestellt hat.

Marx: Ja, und eine Jury aus drei Schauspieler*innen hat die Stücke bewertet. Unsere Leute waren mega-beeindruckt, was für tiefsinnige Gedanken die jungen Leute haben. Und wie witzig sie sind.

 

Was für eine Ironie – Corona dreht das Verhältnis: Schüler führen auf, Schauspieler hören zu?

Marie: Ja, sonst schreibe ich nur für mich … und plötzlich bekomme ich Feedback, Wertschätzung! Ich habe mich gefühlt wie ein kleiner Star.

Laura: Ich finde super, dass Profis unsere Texte cool finden. Das hat mich bestätigt. Ich mache damit weiter.

 

Bildrecht: davidspaeth.com

 

„Slam your life“ – diesmal in der Stadtbibliothek Stuttgart

Für „Texte junger Menschen“ interessieren sich Brigitte Böhme und der Förderkreis Kreatives Schreiben und Musik e.V. seit vielen Jahrzehnten. Es ist dem Förderkreis und insbesondere Frau Böhmes Engagement zu verdanken, dass es zur Tradition geworden ist, dass sich verschiedene Schulen der Region jährlich in der Stadtbibliothek Stuttgart treffen, damit sich Schüler*innen ihre selbstverfassten Texte vorlesen und miteinander ins Gespräch kommen können. In der bis vor einigen Jahren jährlich herausgegebenen Anthopologie mit dem bezeichnenden Titel „Texte junger Menschen“ sind viele Schüler*innenprodukte versammelt.

Nach dreijähriger Unterbrechung haben wir uns in diesem Jahr ganz besonders über die Einladung durch Frau Haessler von der Stadtbibliothek Stuttgart gefreut, am Mittwoch, 22.3. unsere selbstverfassten Texte wieder im Max-Bense-Forum der Stadtbibliothek Stuttgart präsentieren zu dürfen.

Eingeladen waren das Wildermuth Gymnasium aus Tübingen, wo unter der Leitung von Frau Cornelia Keppeler-Grohmann seit Jahren in einer Schreibwerkstatt das Spiel mit literarischer Sprache gepflegt wird, und wir, die Slam Poetry-AG vom NGL, die in diesem Schuljahr Schüler*innen von Klasse 9 bis K2 besuchen.

Lara, Dharani, Lara, Cora, Vanessa, Lena, Irene, Rahel und Johanna zeigten in ihren Beiträgen, wie vielfältig Blicke auf sich selbst und die Welt ausfallen können. Während einige Slam-Texte dazu aufriefen, „auf der Leistungsleiter nicht immer weiter“ nach oben zu wollen, sondern „auch mal innezuhalten (Lena)“ und dabei stets den Appell „Lebe dein Leben“ (Lena) im Gepäck mit sich führten, thematisierten Cora, Dharani, Irene, Lara, Rahel und Johanna zentrale Aspekte zwischenmenschlicher Kommunikation, der Selbstfindung und des Erwachsenwerdens. Intelligent und sprachgewaltig wurden hier Blicke auf sich selbst und die Welt inszeniert, die von feiner Beobachtungsgabe und gezieltem Spracheinsatz zeugen. Vanessa schließlich gab uns aus Praktikantinnensicht einen humoristischen Einblick in ihre Erfahrungen in die Welt des Kindergartens als tägliche Herausforderung zwischen Kinderhochzeiten, Allmachtsfantasien und unbändiger Spielfreude.

Wer diese und andere Beiträge noch einmal hören möchte, sei herzlich zum Slam-Battle am 22. April um 17 Uhr im Rahmen der NGL-Kulturnacht eingeladen. Und wer in die AG reinschnuppern möchte, ist mittwochnachmittags herzlich willkommen (B008).

Abschließend möchten wir Frau Keppeler-Grohmann und Frau Haessler danken, dass sie diese Begegnung auch in diesem Jahr ermöglicht haben. Wir freuen uns auch, dass wir das Angebot erhalten haben, einige Texte in der Stuttgarter Lokalpresse veröffentlichen zu dürfen. Ganz besonders danken wir aber Brigitte Böhme für ihr unermüdliches Engagement den „Texten junger Menschen“ Raum und Zeit zu geben und ihnen große Wertschätzung entgegen zu bringen. Wir freuen und schon auf eine Fortsetzung im nächsten Schuljahr, liebe Frau Böhme.

Die Poetry-Slam-AG vom NGL mit Adnan, Lara, Dharani, Lara, Cora, Irene, Vanessa, Lena, Rahel, Johanna und Michael Dengler

Theaterbesuch des NGL
Robin Hood für die Klassen 5 bis 8

NWT – Theaterkooperation

Für Naturwissenschaft und Technik (NWT) gibt es mit Herrn Sinnig seit Jahren eine gute Zusammenarbeit mit der Theaterkooperation von Herrn Dr. Dengler und dem Schauspiel Stuttgart. Damit bieten das Schauspiel Stuttgart und das NGL kulturelle Teilhabe und individuelle Zugänge zum Theater. Auch 2023 waren von der Theatervermittlung vom Schauspiel Stuttgart Tobias Rapp mit einer Bühnenbildnerin an unserer Schule, um zu laufenden Produktionen „echte“ Bühnenmodelle vorzustellen. Interessiert konnten unsere SchülerInnen ihre eigenen vorher selbst gebauten Bühnenmodelle damit vergleichen, sich neue Anregungen holen und fachkundig in den Austausch mit Profis treten. Damit bekamen die SchülerInnen eine intensivere Beziehung zum Theater. Wer weiß welche späteren Berufskarrieren sich daraus ergeben, die Netzwerke werden jedenfalls schon bei uns in der Schule geknüpft. Mit großer Leidenschaft haben Tobias und Helen vom Schauspiel Werbung gemacht für den faszinierenden Kulturbetrieb „Theater“!

NWT – Johannis Sinnig, Klassen 9e, 9f. Thema: Projektentwicklung am Beispiel der Technik einer Theaterbühne, entwickelt mit Technischen Zeichnungen.

 

„Robin Hood“ – Besuch der 5. Klassen im Theater

Am 08.12.2021 gingen wir mit unserer Klasse 5b in das Theaterstück „Robin Hood“. Mit der Bahn fuhren wir zum Stuttgarter Theaterhaus und waren schon da sehr aufgeregt, denn wir alle hatten und schon lange auf den Theaterbesuch gefreut. Am Eingang wurden wir von einer netten Dame begrüßt, die uns einen Platz mit einer Bank zeigt, wo wir warten mussten, da wir uns aufgrund von Corona nicht mit den anderen Klassen, die an dem Tag auch da waren, mischen sollten. Endlich ging es los, aufgeregt stiegen wir die Treppe zum Saal hinauf. Als alle ihre Sitzplätze gefunden hatten – und wir hatten wirklich tolle Plätze in der zweiten und dritten Reihe – wurde der Raum dunkel. Nun begann eine große Eule an zu erzählen: ,,Es war einmal…“. In demTheaterstück spielte sie eine wichtige Rolle, da sie eine Art Erzähler war, die dem Zuschauer Dinge berichtete, die nicht auf der Bühne gezeigt wurden. Es ging um den mutigen und cleveren Robin Hood und um seine Bande. Robin Hood war außerdem ein wundervoller Bogenschütze. Er und seine Bande stellten sich gegen den bösen König, der die Menschen in seinem Reich ausbeutete. Sie beklauten deshalb die Reichen und gaben das Diebesgut an die Armen weiter. Der König und sein Sheriff versuchten sie zwar daran zu hindern, doch die guten und schlauen Pläne von Robin und seinen guten Freunde, waren zu brillant. Doch würde alles ein gutes Ende für die „Banditen“ nehmen? Es blieb die ganze Zeit über spannend, sodass die anderthalb Stunden wie im Flug vergingen.

Neben der spannenden Geschichte gab es auch noch viele andere großartige Dinge wie zum Beispiel die Kostüme. Diese waren zwar nicht altertümlich, sondern sehr modern, aber trotzdem sehr passend. Robin Hood und seine Bande trugen zum Beispiel grüne Hoodys und schwarze, moderne Kleider. Pfeil und Bogen wurden von den Schauspielern simuliert. Da sie wegen der Sicherheit keine echten Waffen verwenden durften, gab es tolle und passende Geräusche, die sie selbst machten, wie zum Beispiel Pfeifen oder Zischen, um das Schießen realer erscheinen lassen. Auch die Kulissen trugen viel zur fantastischen Atmosphäre bei. Sie waren auch sehr schön und kreativ gestaltet. Es gab ein riesengroßes Baumhaus, das ganz viele Überraschungen bereithielt, wie zum Beispiel kleine Höhlen und geheime Ausgänge. Alle Schauspieler konnten sehr glaubwürdig und realistisch spielen. Es gab Stellen, an denen man hätte weinen und Stellen, an den man sich hätte kaputt lachen können. Was uns allen wirklich am besten gefallen hat, war, dass die Schauspieler an einigen Stellen das Publikum um seine Meinung gefragt hat und spontan auf diese reagiert hat. Nach dem tollen Theaterstück fuhren wir gemeinsam zurück zur Schule. Es war ein toller Klassenausflug und Theaterstück ist für Jung und Alt sehr zu empfehlen!

Bericht von: Sandra, Elise, Mara und Amelie (Vom Neuen Gymnasium Leibniz), Klasse 5b

Bildquelle: https://www.schauspiel-stuttgart.de/presse/produktionen-a-z/r/robin-hood-2021/

Gerechtigkeit (m/w/d)?

Hey Leute,

wir sind es wieder und Corona ist auch noch da… Dieses Mal haben wir eine Auftragsarbeit für das Schauspiel Stuttgart bearbeitet und uns mit dem Schlagwort „Gerechtigkeit“ auseinandergesetzt. Dabei sind wir auf einige interessante Themen gestoßen – aber hört und seht selbst. Wir präsentieren euch hier eine Auswahl unserer Arbeiten…

 

Bildquelle: https://material.rpi-virtuell.de/themenseite/soziale-gerechtigkeit/(25.03.2021)